Vom Fachkräfte- zum Arbeitskräftemangel

– wie Arbeitgeber die aktuellen Herausforderungen meistern und wo Unterstützung notwendig ist.

Die über 20.000 angesiedelten Unternehmen beweisen es: Das Allgäu ist ein starker Wirtschaftsstandort für kleine und mittelständische Unternehmen. Mit wachsender Anzahl an Unternehmen steigt auch der Bedarf an Mitarbeitenden mit unterschiedlichen Qualifikationsniveaus, Bildungsabschlüssen und Branchenkenntnissen. Welchen Herausforderungen müssen sich Unternehmen aktuell auf dem Arbeitsmarkt stellen? Welche Branchen sind von den vergangenen Krisen getroffen und wie reagieren sie darauf? Welche Menschen werden für die anstehenden Aufgaben tatsächlich benötigt und wie kann mit Blick auf die Herausforderungen in der Mitarbeitergewinnung und -sicherung bestmöglich gehandelt werden?

Handlungsdruck für die Allgäuer Unternehmen

Diesen Fragen widmet sich die Allgäu GmbH gemeinsam mit Moduldrei Standortstrategie GmbH innerhalb eines durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie geförderten Projektes durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie. Befragt wurden im Zeitraum von Oktober bis November 2022 1.259 Unternehmen aus den vier Landkreisen Lindau, Oberallgäu, Ostallgäu und Unterallgäu sowie den drei kreisfreien Städten Kaufbeuren, Kempten und Memmingen. Ziel war es, die Bedarfe der Allgäuer Unternehmen zu ermitteln, um deren Zielgruppen in Bezug auf den Arbeitsmarkt ableiten und die Handlungsfelder eingrenzen zu können. 

Die hohe Rücklaufquote von 25% der Arbeitskräftestudie ist ein Indiz für den enormen Handlungsdruck, dem die Allgäuer Wirtschaft gegenüber steht. Denn: Ein Mangel an Arbeitskräften behindert langfristig ein stärkeres Wachstum der Wirtschaft. Von den befragten Unternehmen gaben über 60 Prozent an, dass sie stark oder besonders stark vom Arbeitskräftemangel betroffen sind. Knapp die Hälfte gab weiterhin an, dass sie ihren aktuellen Bedarf nicht decken können und Stellen langfristig unbesetzt bleiben müssen. Besonders stark betroffen: Verkehr und Logistik, das Gesundheits- und Sozialwesen sowie das Baugewerbe. Auffallend bei den Ergebnissen ist außerdem: Das Gastgewerbe hat zwar einen hohen Bedarf, allerdings gibt es Wirtschaftszweige, die, laut eigener Einschätzung, größeren Problemen in der Mitarbeitendenakquise entgegensehen.

Was lange als Lösungsansatz galt, ist heute schwer umsetzbar. Das Allgäu, geprägt durch viele kleine und mittelständische Unternehmen, lebt auch durch die Auszubildenden. Bei Neueinstellungen werden, wobei Mehrfachnennung möglich war, oftmals eine Berufsausbildung (36 Prozent) sowie mittlere Reife (50 Prozent) oder ein Hauptschulabschluss (42 Prozent) vorausgesetzt. Doch im Allgäu herrscht ein deutlicher Überschuss an Ausbildungsstellen. Im Jahr 2022 blieben, laut Bundesagentur für Arbeit, rund 1.200 Stellen unbesetzt. Die Gründe sind vielschichtig. Mangelnde Bewerbungen und fehlende Qualifikationen sind hier die am häufigsten genannten Faktoren. Gleichzeitig gaben allerdings über 60 Prozent der Befragten an, dass die Akademisierung der Gesellschaft negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hat. Während mit dem Begriff Fachkraft Arbeitnehmende bezeichnet werden, die eine anerkannte Berufsausbildung oder eine akademische Ausbildung absolviert haben, wird mit dem Begriff Arbeitskraft jede arbeitsfähige Person, unabhängig von ihrer Qualifikation, betitelt. Berücksichtigt man die Verteilung der Bildungsabschlüsse unter den Neueinstellungen der Allgäuer Betriebe wird klar, weshalb von einem Arbeitskräftemangel gesprochen werden muss. Rund ein Viertel der Betriebe gibt an, keine Abschlüsse vorauszusetzen. Dennoch können diese Stellen nicht besetzt werden. 

Den Mangel an Arbeitskräften begründeten rund 47 Prozent der Befragten mit fehlendem Interesse an der Branche sowie mit mangelnden Qualifikationen oder Kompetenzen der Bewerber (45 Prozent). Weitere Faktoren sind zu hohe Lohnforderungen (30 Prozent), mangelnder Wohnraum (27 Prozent), sowie teils unerfüllbare Wünsche nach Homeoffice oder flexiblen Arbeitszeiten (21 Prozent). 

Lösungsansätze

Um den Herausforderungen am Arbeitsmarkt entgegenzuwirken, müssen Arbeitgeber zunehmend auf Quereinsteiger (47 Prozent) sowie ausländische Arbeitskräfte (34 Prozent) zurückgreifen. Auch Angebote zur Steigerung der Lebensqualität der Arbeitnehmenden gewinnen an Bedeutung. Insbesondere Arbeitgeber mit erhöhtem Arbeitskräftebedarf setzen, soweit dies umsetzbar ist, auf attraktivere Arbeitsbedingungen in ihren Unternehmen. Das Angebot von flexiblen Arbeitsmodellen (42 Prozent) in Bezug auf Zeit und Ort, aber auch die zunehmende Vereinbarkeit von Familie und Beruf (41 Prozent)spielen eine wachsende Rolle. Nur sehr wenige der befragten Unternehmen reagieren auf die globalen Krisen mit zeitweiser Kurzarbeit (16 Prozent), Kündigungen (10 Prozent) oder Standortschließungen (3 Prozent).

Auf Grundlage der Ergebnisse können auch konkrete Zielgruppen identifiziert werden. Für das Allgäu sind demnach Rückkehrende, Personen aus der Altersgruppe 55+, Arbeitskräfte aus dem Ausland, Schüler sowie (potentielle) Auszubildende und Jobwechsler die wichtigsten Zielgruppen. Die hervorstechendsten Motive hierbei sind: Arbeitsplatzsicherheit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die individuelle, bedürfnisorientierte Infrastruktur vor Ort.

Bei Fragen zu der Arbeitskräftestudie Allgäu sowie bei Interesse an dem Projekt Fachkräftesicherung wenden Sie sich gerne an die Projektmanagerin Jana Reuß der Allgäu GmbH. 

Ansprechpartnerin zum Projekt:
Jana Reuß

Allgäu GmbH – Gesellschaft für Tourismus und Standort
Allgäuer Straße 1
87435 Kempten

Telefon 0831 57537 16
reuss@allgaeu.de
www.allgaeu.de | https://standort.allgaeu.de/arbeitskraeftestudie

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