Eine kulinarische Weltreise durch München
„In München steht ein Hofbräuhaus.“ Das stimmt freilich, und dennoch hat die bayerische Landeshauptstadt gastronomisch so viel mehr zu bieten als das in einem Gassenhauer beschriebene Wirtshaus. Wir haben uns an einem Wochenende auf eine kulinarische Reise durch die Restaurants und Gasthäuser der Isarmetropole gemacht. Es wurde international, angefangen mit leckeren Speisen aus der benachbarten Alpenrepublik.
Freitagabend: Hochreiters Steirer am Markt: A bisserl Wien in München
Wie beginnt man eine München-Reise? Natürlich am Viktualienmarkt, den Bayerns erster König Maximilian I. 1807 unweit des Marienplatzes gegründet hat. Zwischen dem Duft erlesener Zutaten und dem Geschmack rustikaler Metzgerstuben taucht ein echtes Wirtshausjuwel auf: „Hochreiters Steirer am Markt“. Das Team verspricht „eine Speisekarte voller Schmankerl“ und liefert diese in einer bayerisch-österreichischen Symbiose. Denn: Ein bisschen rot-weiß-rot steckt in vielen Orten Münchens, schließlich wurde auch die Habsburger Kaiserin „Sissi“ 1837 in der Isarmetropole geboren. So braucht man sich nicht wundern: Das Schnitzel hat bei „Hochreiters“ denselben Butterschmalz-Glanz wie in Wien, kross im Biss und mit der typisch gewellten Panade. Neben feinsten österreichischen Weinen aus der Wachau oder dem Burgenland schenkt der Wirt freilich das süffig leichte Münchner Hell aus.
Freitagnacht: ISArBAR: Ein Gin, der nach München schmeckt
Weil so ein Riesen-Schnitzel angemessen verdaut gehört, führt uns unsere kulinarische Reise weiter in die „ISArBAR“ im mit fünf Sternen ausgezeichneten „Sofitel Munich Bayerpost“. In den altehrwürdigen Gemäuern befand sich einst das königlich Bayerische Postamt. Die Bar hat ein atemraubendes Design, das Interieur mit bronze- und goldfarbenen Mosaiksteinchen ist optisch eine Augenweide. Auch die Drinks werden entsprechend elegant zubereitet. Wer einen echten Geheimtipp probieren möchte, liegt beim „MUNiG“ genau richtig. Der Gin enthält dasselbe Wasser der Isarmetropole, das die Brauereien verwenden. Manche Botanicals werden von den Destillateuren selbst auf dem Dachgarten angebaut. Reifen tut die Spirituose in einem Sherry-Fass direkt in der Bar. Nachhaltiger geht kaum. Die Bar bietet darüber hinaus „ein beeindruckendes Sortiment von knapp 180 verschiedenen Spirituosen. Egal, ob jemand Liebhaber von Whiskey, Rum, Gin oder anderen Spirituosen ist, hier findet jeder mit Sicherheit etwas Passendes“, erklärt Theresa Oestreicher vom Sofitel. Das Ambiente beeindruckt ebenfalls. So reiche die Geschichte des Hotels „bis in die Zeit der königlich bayerischen Wittelsbacher zurück. Das Gebäude, das jetzt das Hotel beherbergt, wurde zwischen 1896 und 1900 als königliches Hauptpostamt erbaut und diente als wichtiger Knotenpunkt für die Kommunikation innerhalb Deutschlands“, erzählt Oestreicher: „Die Geschichte des Gebäudes ist eng mit der Geschichte der Wittelsbacher verbunden. Mitglieder der königlichen Familie nutzten das Gebäude für offizielle Anlässe.“
Samstagmorgen: Ayinger am Platzl: Weißwürste im Herzen der Isarmetropole
Nach einem geradezu königlichen Schlaf im selben Hotel gibt es ein typisches bayerisches Weißwurstfrühstück mit Weißwürsten, süßem Senf, Brezen und einem leichten Weißbier. Man bekommt das Gericht zwar gefühlt an jeder Ecke, aber vielleicht nirgends schmeckt es so authentisch wie im „Ayinger am Platzl“. Die Wirtsfamilie Inselkammer ist in Oberbayern eine echte Institution, betreibt auf der „Wiesn“ (dem Oktoberfest) das „Armbrustschützenzelt“. Das Platzl liegt malerisch eingebettet im Herzen der Isarmetropole. Zu einem Einkaufsbummel in die Theatinerstraße (Armani, Michael Kors, BOSS) oder an den geschichtsträchtigen Odeonsplatz sind es nur ein paar Schritte.
Samstagnachmittag: Bar Centrale: „Eine Bar, italienischer als Italien selbst“
Wer dem geschäftigen Treiben der Münchner Einkaufsstraßen lieber südländische Dolce Vita vorzieht, muss nur eine Straße weitergehen. „Ciao ragazzi“, tönt es aus der „Bar Centrale“. „Eine Bar, italienischer als Italien selbst“, erklären die Besitzer. Und sie halten ihr Versprechen. Ein echtes Highlight ist der eigens angefertigte Terrazzoboden, das Ambiente gleicht dem Flair einer Aperitivo-Bar aus Verona oder Florenz. Wenn die Kellner die Tagesgerichte am Tisch von der Holztafel vorlesen, erklären sie die Feinheiten mit wohlklingenden italienischen Wörtern. Gekocht wird in einer Küche, die kaum größer ist als 6 Quadratmeter. Dafür schmeckt selbst die vermeintlich banalste Tomatensauce wie bei Nonna (Oma). Kalorien zählen ist bei diesem Italiener zwecklos. Denn: Oft steht Pasta mit Frischkäse-Saucen auf der Karte. Zum Beispiel kombiniert mit Steinpilzen, grünem Pfeffer und zartem Kalbsfleisch, Rigatoni Peppino genannt. Buon appetito!
Samstagabend: Moro Mou: Feiern mit der Schickeria
Es bleibt mediterran auf unserem kulinarischen Kurztrip durch München. Nicht umsonst gibt es indes das Klischee der Schickeria. Vereinfacht erklärt: Geldige und Möchtegern-Geldige gehen chic flanieren. Absoluter Kult war dafür lange das gehobene griechische Lokal „Cavos“ direkt am Englischen Garten. An selber Ort und Stelle hat als idealer Nachfolger das „Moro Mou“ in der Königinstraße seine Pforten geöffnet. Hier wird nicht nur köstlich gegessen, sondern zu späterer Stunde auch ausgelassen gefeiert. Dann werden die rustikalen weißen Tische im Tavernen-Look Beiseite geräumt, die Servietten fliegen durch die Luft und der eisgekühlte Ouzo wird, begleitet von einem herzhaften „Jamas“, durch die euphorisierten Reihen manövriert. Dass unter den Öffnungszeiten am Wochenende „bis Ende“ steht, sagt vermutlich alles. Wem das immer noch nicht reicht: Wenige Hunderte Meter weiter wird im legendären „P1“ in der Prinzregentenstraße getanzt und geflirtet, bis die Sonne aufgeht.
Sonntagmorgen: Luftig, lecker, leicht – frühstücken wie in bella italia
Wer sich vielleicht über die vielen südländischen Einflüsse in der Stadt wundert, muss wissen, dass München im Volksmund auch als „nördlichste Stadt Italiens“ gilt. Geradezu riesig ist das gastronomische Repertoire aus bella italia. Im „Supernova“ frühstückt man zum Beispiel im lebendigen Uni-Viertel. Zur Auswahl stehen Bauernbrot-Bruschetta mit hausgemachter Avocadocreme und knuspriger Pancetta sowie cremigem Stracciatella-Frischkäse oder luftig leichte Ricotta-Zitronen-Pfannkuchen. Der Kaffee aus einer traditionellen italienischen Röstmaschine ist geschmacklich ein Volltreffer, das Interieur mit den Marmortischchen und der Vintage-Bar lädt förmlich zum Verweilen ein.
Sonntagnachmittag: Cordo Bar: Spanische Enklave am Isarstrand
Münchens Stadtbild wird nicht zuletzt durch die Isar geprägt, deren kühles Bergwasser zwischen Karwendel- und Wettersteingebirge bei Mittenwald entspringt. Ihr Wasser ist noch 80 Kilometer weiter, mitten in der Millionenstadt (1,6 Millionen Einwohner), kristallklar. Bei einem Spaziergang am Ufer entlang in die gleichnamige Isarvorstadt kann man hervorragend abschalten und runterkommen. An Tausenden flanierenden Münchnern vorbei gelangt man ins szenige Glockenbachviertel. In den 1990er Jahren war es die Heimat von Weltstar Freddie Mercury, später wohnte Fußball-Weltmeister Bastian Schweinsteiger hier. Bis heute steht es für ein weltoffenes und buntes Miteinander. Trendige Hipster mischen sich dort unter kernige Münchner Originale. Viele von ihnen sitzen gerne vor der „Cordo Bar“, einem spanischen Tapas-Restaurant, das sich besonders für laue Sommerabende eignet. Gambas a la Plancha (vom Grill), Croquetas de Jamon, Pimientos de Padron – die servierten Häppchen sind die ideale Mahlzeit für Zwischendurch. Und schmecken einfach köstlich.
Sonntagabend: The Spice Bazaar: Munich meets Mittelmeer
Ein bekannter Münchner Gastronome ist Peter Bleyle. Unweit von Markus Söders Staatskanzlei hat er ein Lokal geschaffen, das es so in München wirklich noch nicht gab. Es unterstreicht, dass es sich zwischen Schwabing, Isarvorstadt und Thalkirchen abseits von Brezen und Schweinsbraten stets um eine kulinarische Weltreise handelt. Die Rede ist von „The Spice Bazaar“ im Lehel. Hier vereinen sich mediterrane Speisen zu einem einzigen Genusserlebnis. Beyrut Humus, Spicy Avocado, Nutty Fattoush, Crunchy Falafel, Veggie Ceviche – die Speisekarte gleicht einer Rundreise um das Mittelmeer. Würziges Harissa, die sanfte Sesampaste Tahini, fruchtiges Orangenöl, intensiver Trüffelhonig, knackiger Nusscrisp – die Zutaten sind ein wahres Spektakel für den Gaumen. Abgerundet durch Buttermilch Espuma, Walnuss Baklava oder Mais Pistazien Parfait als Dessert. „Unsere Gerichte unterliegen einem ständigen Wandel – mal sind sie mehr orientalisch, dann wieder sehr mediterran. Oft werden beide Küchenrichtungen vereint. Meine Reisen in den nahen und fernen Osten haben mich bei einigen Gerichten stark inspiriert“, erzählt Bleyle unserer Redaktion: „Unsere Zutaten verändern sich ständig. Wir verwenden viele unterschiedliche Gewürze, viele Saaten und Nüsse, Granatapfel, Datteln, Zitronen und Labneh (abgetropfter Joghurt). An Gemüse hauptsächlich Auberginen, Tomaten und Paprika.“ Seine persönlichen Lieblingsgerichte? „Juicy beef ribs“, eine dicke Rippe vom Rind, „ganz sanft gegart und mit einer Granatapfel-Dattelglasur umhüllt“, erklärt Bleyle. Und „Coated butterfish“, „ein Butterfischfilet in einem Lavash-Mantel, sehr knusprig gebraten“, schildert er. Wir wünschen ein geschmackvolles und vielseitiges Probieren!