Steigende Versicherungsbeiträge? Eine Spurensuche.

Der Jahreswechsel naht und mit ihm – wieder einmal – die ein oder andere Steigerung der Versicherungsbeiträge. Es ist kein Geheimnis, dass eine Anhebung von Versicherungsbeiträgen im Allgemeinen nicht gut aufgenommen wird, insbesondere wenn für denselben Leistungsumfang plötzlich mehr Geld verlangt wird. Selbstverständlich hat eine jede Erhöhung aber gewisse Gründe. Wir begaben uns mit Daniel Moser, Inhaber von AMBA Versicherungen aus dem Allgäu, auf Spuren- respektive Antwortensuche.

In einer Zeit steigender Preise für Energie und Lebensmittel sollten Verbraucher auch die steigenden Versicherungsbeiträge im Blick haben. Ein knapperes Haushaltsbudget infolge neuer Abschläge und erhöhter Lebenshaltungskosten verlangt eine Überprüfung von Versicherungsverträgen. Es gilt, notwendige Absicherungen von überflüssigen Verträgen zu unterscheiden.

Versicherungsunternehmen behalten sich häufig in ihren Vertragsbedingungen vor, in bestimmten Situationen Beiträge zu erhöhen – zum Beispiel, wenn im Versicherungsjahr höhere Schadenzahlungen anfallen. Die Gebäudeversicherung ist normalerweise an die Entwicklung der Baupreise gekoppelt. Gegebenenfalls sind Versicherer auch gesetzlich verpflichtet, ihre Prämien anzupassen.

Grundlegende Prinzipien zur Berechnung von Beitragshöhen

Versicherungen basieren auf solidarischen Prinzipien, bei denen alle Beitragszahler gemeinsam das Risiko Einzelner tragen. Der Pool, in den alle Versicherten einzahlen, wird genutzt, um Schäden zu decken. Bei der Berechnung der Beiträge werden individuelle Risikofaktoren berücksichtigt, um eine gerechte Beitragshöhe zu gewährleisten.

Die Notwendigkeit einer Beitragserhöhung in einer Versicherungssparte wird üblicherweise anhand der Schaden-Kosten-Quote (S-K-Quote) beurteilt. Diese Quote zeigt das Verhältnis zwischen den Betriebskosten der Versicherung und den tatsächlichen Versicherungsleistungen. Wenn diese Quote über 1 liegt, bedeutet das, dass der Versicherer Verluste macht.

Gründe für erhöhte Versicherungsbeiträge in verschiedenen Versicherungssparten

Anhand verschiedener Beispiele aus diversen Versicherungsbereichen lässt sich erklären, warum Beitragserhöhungen unumgänglich sind, um die Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten:

Wohngebäudeversicherung

Wohngebäudeversicherungen sind seit Jahren ein Verlustgeschäft. Allgemeine Preissteigerungen und häufige Naturkatastrophen führen regelmäßig zu hohen Versicherungsleistungen. Deshalb sind Beitragserhöhungen unvermeidlich, um die Sparte leistungsfähig zu halten.

Kfz-Versicherung

Wie bei Wohngebäudeversicherungen machen auch Kfz-Versicherungen seit Jahrzehnten Verluste. Der Wettbewerb zwischen den Versicherern zwingt sie dazu, Verluste einzukalkulieren oder diese Sparte durch Einnahmen aus anderen Versicherungsbereichen zu stützen (Querfinanzierung). Daraus resultieren hohe Beiträge.

Rechtsschutzversicherung

In dieser Sparte gibt es überdurchschnittlich viele Rechtsstreitigkeiten im Arbeitsrecht, was zu finanziellen Belastungen führt. Zusätzlich beeinflussen Anlagestreitigkeiten und höhere Anwaltsgebühren, die vom Versicherer bezahlt werden müssen, die S-K-Quote. Unter solchen Umständen ist eine Beitragserhöhung meist unvermeidbar.

Private Krankenversicherung

Versicherer in diesem Bereich leiden unter bestimmten politischen Entscheidungen: Kunden, die keine Beiträge zahlen, dürfen nicht gekündigt werden, was zu finanziellen Belastungen führt. Unisex-Tarife verbieten die Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Krankheitsrisiken bei der Beitragsgestaltung. Die steigende Lebenserwartung führt zu höheren Gesundheitskosten, die die Versicherer durch erhöhte Beiträge an die Versicherten weitergeben müssen.

Wirtschaftliche Notwendigkeit von Beitragserhöhungen

Trotz Vorwürfen der Profitgier arbeiten Versicherer als gewinnorientierte Unternehmen, die existieren müssen und ihre Mitarbeiter bezahlen müssen. Die Gewinne entstehen nicht aus Versicherungsbeiträgen, sondern aus Kapitalanlagen oder anderen Einnahmen.

Versicherer benötigen Kapital, um im Schadenfall zu leisten. Das Kollektiv der Versicherten muss dazu beitragen. Unabhängige Treuhänder prüfen jährlich, ob eine Beitragserhöhung notwendig ist, wenn die Leistungsausgaben die Einnahmen übersteigen.

Notwendige und überflüssige Versicherungen differenzieren

Eine erhebliche Ersparnis ergibt sich aus der Trennung von unnötigen Versicherungen. Dennoch sollte man nicht vorschnell teure Versicherungen kündigen, nur weil die Beiträge steigen. Es ist wichtig, Versicherungen zu behalten, die existenzielle Risiken absichern. Zuerst sollte man sich gegen Risiken absichern, die potenziell den finanziellen Ruin bedeuten und nicht eigenständig getragen werden können. Dagegen müssen Schäden, die aus eigenen Mitteln ersetzt werden können, nicht zwangsläufig versichert werden.

Die persönliche Arbeitskraft sollte durch eine Berufsunfähigkeitsversicherung gesichert werden. Darüber hinaus sind Wohngebäude- und Hausratversicherungen wichtig, um wesentliche Vermögensgegenstände zu schützen.

Demgegenüber sind Brillen- oder Handyversicherungen sowie Reisegepäck- oder Glasversicherungen in den meisten Fällen überflüssig. Wenn das Auto weit über zehn Jahre alt ist, kann in der Regel auf eine Kaskoversicherung verzichtet werden.

Unverzichtbare Versicherungen

  • Haftpflichtversicherung: Schützt vor Schadenersatzansprüchen Dritter, die durch fahrlässig verursachte Sach- oder Personenschäden entstehen.
  • Berufsunfähigkeitsversicherung: Wichtig für Menschen, die von ihrer Arbeit abhängig sind, da sie vor dauerhafter Erwerbsunfähigkeit schützt.
  • Risikolebensversicherung: Insbesondere für Eltern und Hausbesitzer, um Angehörige im Todesfall abzusichern.
  • Wohngebäude- und Hausratversicherung: Schützen vor Schäden an Haus und Wohnungseinrichtung.
  • Auslandsreisekrankenversicherung: Ergänzung zur gesetzlichen Krankenversicherung bei Reisen ins Ausland.

Möglichkeiten, bei Versicherungen zu sparen

  • Erhöhung von Selbstbehalten bei besonders wertvollen Gegenständen, um den jährlichen Beitrag zu senken.
  • Anpassung der Zahlungsweise, um Rabatte zu erhalten. Einmalzahlungen zu Beginn des Versicherungsjahres können Einsparungen bringen.
  • Anpassung der Versicherungssumme entsprechend der aktuellen Lebenssituation, um Kosten zu reduzieren.
  • Regelmäßige Überprüfung und Vergleich von Versicherungsangeboten, um gegebenenfalls zu günstigeren Anbietern zu wechseln.
  • Eine gründliche Analyse der bestehenden Versicherungen und eine Anpassung an die individuellen Bedürfnisse können dabei helfen, Kosten zu senken.

Beitragserhöhungen sind zwar unbequem, aber oft unvermeidlich, um die Wirtschaftlichkeit und Handlungsfähigkeit der Versicherer sicherzustellen. Sie zeigen, dass die Versicherung Schäden übernimmt und verhindern, dass Tarife eingestellt werden müssen.